Viele Themen brennen den Inhabern von Gartenbaubetrieben unter den Nägeln. Deshalb habe ich mich mit Vertreterinnen und Vertretern des Landesverbandes NRW in Moers zu einem Gedankenaustausch getroffen. Eva Kähler-Theuerkauf, die Präsidentin des Landesgartenbauverbandes NRW, Martin Becker, Kreisverbandsvorsitzender aus Wesel, Rolf Jakobs, Kreisgärtnermeister Wesel, und Markus Baumgärtner, Geschäftsführer des Kreisverbandes Wesel Gartenbau NRW, haben mir im Betrieb von Jonathan Schlösser in Moers die aktuelle Situation geschildert. Mit ca. 301.000 Beschäftigten in ca. 52.000 Gartenbauunternehmen erzielt die Branche in Deutschland ein jährliches Umsatzvolumen von 17 Milliarden Euro (ca. 18 % der Landwirtschaft). Mehr als 50.000 Arbeitsplätze und 4200 Ausbildungsplätze gibt es in NRW im Bereich Gartenbau, und mehr als ein Drittel aller in Deutschland produzierten Blumen und Pflanzen kommen aus Nordrhein-Westfalen. Ein beachtlicher Wirtschaftsfaktor, und der Niederrhein spielt im Gartenbauland Nr. 1 ganz vorne mit.
„Gärtner sind Macher“, fasst es Eva Thäler-Theuerkauf zusammen. Aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Jonathan Schlösser, der gemeinsam mit Lars Schlösser den Familienbetrieb seit 1,5 Jahren in 4. Generation führt, hat den Betrieb gut aufgestellt, der Einkauf im Gartencenter soll nicht nur die Nachfrage nach Grün erfüllen, sondern Spaß machen. In der Zeit des Lockdowns haben viele Verbraucher die eigenen vier Wände quasi wieder entdeckt, die Nachfrage nach Zimmer-, Balkon- und Gartenpflanzen stieg stark an. Das hat den Gartenbaubetrieben über die Krise geholfen, führt aber zu Problemen, die sich erst in naher Zukunft auf den Absatzmarkt und bei der Warenverfügbarkeit auswirken werden. Dazu kommen Klimaveränderungen und Wetterphänomene, die die Gartenbaubetriebe aufgrund der saisonalen Wetterabhängigkeit wirtschaftlich gefährden.
Eine Mehrgefahrenversicherung wäre nach Angaben der Verbandspräsidentin eine Lösung, die für die Unternehmen mehr Sicherheit brächte. Der Wunsch nach weniger Bürokratie, und die Nachwuchsprobleme durch unbesetzte Lehrstellen sind weitere Themen, die ich bei allen Unternehmensbesuche aufgenommen habe. Das Berufsbild des Gärtners hat sich geändert, aber die Entwicklung ist in den Köpfen der Schülerinnen und Schülern, die sich für einen Beruf entscheiden müssen, noch nicht angekommen. Hier muss viel Öffentlichkeitarbeit gemacht werden, darüber sind sich alle Gartenbauvertreter einig.
Die Beteiligung an der IGA Metropole Ruhr 2027 ist eine große Chance, den modernen Gartenbau zu präsentieren. Sie sollte genutzt werden. Auch Moers könnte von der dezentralen internationalen Gartenausstellung profitieren. Mit dem Baustein „Unsere Gärten“ könnten die Wallanlagen, der Freizeitpark Moers sowie das Areal Solimare eingebunden werden, als Route der Parks & Gärten würde der Schlosspark weiter aufgewertet werden. Imagepflege und Werbung zugleich, und für die Bürgerinnen und Bürger ein attraktives Ausflugsziel direkt vor der Haustür.